Donnerstag, 26. Mai (Tag 5)

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Gerade sitzen wir am bübla schwing- Dorffest in Unterschachingen. Wir sind tief in ein Tal reingefahren….wir wollten weiterschwingen!Trixie wandert den Berg hoch. Volksmusik schrammelt seit Stunden. Ganz ganz ernsthaft sind die Jungs und Jungmänner und Organisatoren beim Wettbewerb. Gewinner werden gekürt, Listen ausgegeben, und der Gabentempel ist klein, aber oho.

Alles sorgfältig beschriftet von den Sponsoren oder Schenkern, extra in Auftrag gegeben, Bänke mit Schild, Eingravuren, am beliebtesten erscheinen die Glocken. Um vier ist der erste Teil vorbei und rasante Aufräumarbeiten starten…und dann geht das Volksfest erst richig los- wir wandern zum Sonnenuntergang gen Herberge. GD

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Morgens Andermatt. In der Frohnleichnamsprozession ums Dorf gewandert. Voran die Blasmusik. Heiligenstatuen. Fahnen. Sonntagsgewand. Der Pfarrer mit der Monstranz. Fromme Gesichter. Weihrauchschwaden. Ich weiss, wie es sich anfühlt. Die Dankbarkeit, dass der Arbeitsalltag unterbrochen wird von diesen ernsten, wiederkehrenden Ritualen. Feierlich fühlt es sich an. Und wenn der Segen Gottes gesprochen wird, kann man für einen Moment das Irdische vergessen und sich hineinlegen in die Gewissheit, dass alles seine Richtigkeit hat.
Wir reisen ins Schächental. Buebä-Schwinge. Auf dem Abendprogramm steht Ausgelassenheit, Pommes und Wurst. Es wird getrunken, geschnupft und Polka getanzt. Ein Metzgerlehrling wird zum Fremdenführer und Vermittler zwischen den Kulturen. Er kennt sich aus mit der Landwirtschaft und den Eigenheiten der Einheimischen. Was denn der grosse Unterschied sei, zwischen Schächentalern und den Städtern. Dass man in den Städten weniger stetig ist, sagt er, dass alles schnelllebiger ist, man einfacher seine Beziehung und seine Arbeit wechselt, weiterzieht. An einem Ort wie diesem ist man äusserlich sesshafter. Aber innen macht man, wenn man aufmerksam ist für die Natur und die Menschen mit denen man lebt, grosse Veränderungen durch. Man lebt langsamer. BF

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Ganz klar keine Schönheit der Berge, kein liebliches Alpenpanorama von sich gestreckt, nein, schroff empor gewachsene Böslinge sind das da
Vertrucken den Menschen den Kopf, Bergrücken vorne und hinten, es schauen einem nur Rücken an in Unterschächen, dafür so warme, angewärmte und freundliche Gesichter, zutraulich – kein Klischee bestätigt.
Stille rufe in ein Nirgendwo, Loch im Kopf, es läuft aus, dort – aus – aus dem Kopf hinaus wie am Felshang aus dem Felshang hinaus Wasserschaum.
Kaskädchen immer Kaskädchen, alles artig, artige Konversation, der zoologische Effekt, arrogante Stadtnasen meinen ständig über alles Bescheid zu wissen
Wir sind ja hier in der Deutschschweiz es ist immer noch alles im Diminutivlein bitte, immer artig kommunizieren, immer alles artig tun
Airolo – Göschenen retour und immer brav den Mittagsschlaf einhalten nie vorpreschen & ja immer geregelt Laute von sich geben, das denken Städter, sei die Landbevölkerung – und alles immer tun wie der Grossvater es schon tat.
In vorgeserbelten Vokabeln sprechen, wir erfinden hier nichts neu, wir erfüllen doch Vorgaben nach Massnahme und gesundem Menschenverstand, der immer wieder neu abgeglichen werden kann zwischen den eigenen vier Felswänden , die Ambition ist klar, Überleben, der Herrgott nah. So denken das die Städter über die Landbevölkerung, ein Neutrum eigentlich.
Das Wetter ist der Witwer der Sonne und zu beklagen gäbe es viel, aber da am Volksfest gibt es auch die Fairen & die Argwöhnischen, die Lauten & die Offenen, die Müden & die Alkoholisierten wie überall immer & die Gemeinschaftlichkeit, die Fremden immer brav sichtbar, kein Eiertanz vonnöten, damit klar gemacht werden kann: Du bist hier fremd; der Sieger der Schwinget keiner von Prätention, du gewinnst, sagen die Bewegungen der anderen, aber gewonnen wird ja immer, öfter sogar verloren, aber bild dir nichts drauf ein, Kinder, die taumeln & wohl geordnete Toiletten, selbst gezimmert. Sprachdifferenz, da muss ich staunend die Öhrchen spitzen & abwarten, in der Sprache quer gelegen. Ja, die Fenster sind frisch gereinigt, da kann ich ja nur mit meinen Fettfingern drauf rumschmieren, Pommesspuren für alle. Dann wieder so ein sattes Grün, dass mir die Augen beinahe den Dienst verweigern, deren Schaltzentrale verwehrt mir so ein sattes Maigrün, so eine geballte Wucht an Farbe. KB

 

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